“Gesunde Ernährung kann nur im gesunden System entstehen.”
DAS GRÜNE SCHAF im Gespräch mit Felix zu Löwenstein
Biolandwirt Felix zu Löwenstein geriet mit seinem Buch FOOD CRASH tief in die Debatte, mit welcher Landwirtschaft die Menschheit eine Zukunft hat. Seine Antwort ist dabei klar: ökologisch, oder gar nicht mehr.
Dr. Felix Prinz zu Löwenstein
Ich bin 1954 geboren und habe eine wunderbare Familie, die 1977 um meine Frau und dann 6 Töchter erst so richtig perfekt geworden ist. Ich habe Landwirtschaft studiert, mit meiner Frau (und damals 3 Kindern) in Haiti als Entwicklungshelfer gearbeitet und 1986 den elterlichen Hof in Südhessen übernommen. Den führt seit 2014 meine wunderbare Johanna mit ihrem wunderbaren Robert. Seit 2000 vertrete ich als Vorsitzender erst der AGÖL und dann des BÖLW die Biobranche in Deutschland. Durch mein Buch FOOD CRASH bin ich tief in die Debatte geraten, mit welcher Landwirtschaft die Menschheit Zukunft hat. Meine Antwort ist klar: ökologisch, oder gar nicht mehr.
Beschreibe bitte Deine Tätigkeit bzw. die Tätigkeit Deines Unternehmens / Konzepts / Hochschule.
Ich bin Biolandwirt als „Altenteiler“ (also nach der Betriebsübergabe) und Vorsitzender des Dachverbandes BÖLW, in dem in Deutschland die Landwirtschaftlichen Erzeuger, die Lebensmittelverarbeiter und -händler von Bioprodukten zusammengeschlossen sind.
Was hat Dich dazu gebracht, Dich für eine gesunde / nachhaltige Ernährung zu engagieren?
Ich wollte sie erzeugen – weil ich als Landwirt mit den mir anvertrauten natürlichen Ressoucen enkeltauglich umgehen will. Bald war aber klar: es reicht nicht, richtig Landwirtschaft zu betreiben. Man muss auch für politische Rahmenbedingungen kämpfen, die das Richtige leichter und das Falsche schwerer machen.
Wie definierst Du gesunde Ernährung?
Gesunde Ernährung kann nur im gesunden System entstehen: In einer Natur, die nicht durch Produkte der Agrarchemie beeinträchtigt wird. Und mit Tieren, die mit Respekt vor ihren artgemäßen Bedürfnissen gehalten werden. Dass dann auch noch Lebensmittel entstehen, die deutlich geringer mit Umweltgiften belastet sind und die auf vielfältige Weise Gesundheit fördern, ist nicht das Ziel dieser Produktionsweise. Aber ihre logische Konsequenz.
Wie integrierst Du eine nachhaltige und gesunde Ernährung in Deinen Alltag?
Indem wir zu Hause Bio essen.
Was ist Deine Lieblingsspeise?
Nahezu alles, was meine Frau oder meine Töchter kochen. Im Gegensatz zu mir sind sie bewundernswert kreativ und begabt dafür. Wenn ich allerdings spontan sagen soll: was willst Du heute Abend essen, fallen mir immer nur Spaghetti ein.
Welche Entwicklung findest Du aktuell am spannendsten und vielversprechendsten für eine nachhaltige Ernährung?
Die Ernährungsräte, die in Städten entstehen und die unter dem Sammelbegriff „Solidarische Landwirtschaft“ entstehenden. Initiativen, in denen Menschen Verantwortung dafür übernehmen, wie Lebensmittel erzeugt werden.
Gibt es in der Gesellschaft Glaubenssätze und Allgemeinplätze, was Ernährung und Gesundheit betrifft, die Dich stören? Wenn ja, welche würdest Du gerne als erstes korrigieren?
Glücklicherweise kann sich, was das betrifft, bei uns jeder seine eigenen Glaubenssätze machen – niemand braucht sie Anderen aufzuzwingen oder sie sich von Anderen aufzwängen lassen. Deshalb stört mich keiner.
Welchen Newsletter sollte man unbedingt abonnieren?
Generell: weniger. Ich komme jedenfalls nicht mehr nach. Wo ich ganz oft für meine Arbeit Nützliches lese: Greenhouse Infopool.
Wen findest Du auf dem Gebiet der Ernährung / Gesundheit / Umweltschutz inspirierend?
Slow Food
Was gibt Dir Hoffnung, wenn Du an eine nachhaltige Ernährung denkst?
All die Menschen, denen nicht mehr egal ist, wie ihre Nahrung produziert wird. Die am 19. Januar 2019 in Berlin auf der „Wir haben es satt – Demo“ sein werden.
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Dieser Artikel ist Teil der Serie Wichtige Vordenker Deutschlands für eine nachhaltig Ernährung von DAS GRÜNE SCHAF.