BRAMMIBAL’S DONUTS – ALLEN VORURTEILEN ZUM TROTZ

Brammibal’s, Vegane Donuts
Berlin, Deutschland

Der Schlüssel war einfach nicht ins Schloss zu bekommen. Der Kleber – knallhart – füllte das Schlüsselloch komplett aus. Es war nichts zu machen. Da hat über Nacht jemand ganze Arbeit geleistet. Jetzt standen sie da, vor verschlossener Tür. Nicht ratlos, nicht verzweifelt. Aber um eine Erfahrung reicher, die sie sich an diesem Morgen wirklich nicht herbeigesehnt hatten.

Jessica und Bram hatten lange gekämpft, gegen alle Widerstände. Gegen Vermieter, die nicht gewillt waren, an die „Donut-Hippies” zu vermieten, ohne Erfahrung, ohne Kapital. Der Vermieter ihrer ersten Location lachte sie zwar aus, als er hörte, wie viele Donuts sie am Tag verkaufen wollten, vermietete dann doch. Sie haben gekämpft gegen die Bank, die ihre Pläne nicht ernst nahm. Gegen Freunde, die sie für bescheuert erklärten. Und nun trennte sie am Tag der Eröffnung ihres eigenen Donut Shops eine sabotierte Tür von ihrem ersten Laden.

„An diesem ersten Tag, als wir die Schlange draußen sahen, da wussten wir, dass es funktionieren wird.”

Als der Schlüsseldienst anrückte, war die Tür schneller aufgeflext, als das Problem gelöst:
Denn der Einsatz verlangte das letzte Bargeld, was die beiden hatten. Geld für frische Zutaten mussten sie nun von Freunden leihen.

Dennoch bekommen die beiden ein Leuchten in den Augen, wenn es um diesen Tag geht. „Der schönste Moment der letzten Jahre – das war die Eröffnung unseres ersten Ladens.” Als die Schlange immer länger wurde und sie innerhalb weniger Stunden ausverkauften. Zu diesem Zeitpunkt, im Mai 2016, war Brammibal’s Donuts der erste vegane Donutshop Europas.

Die Idee zu den veganen Donuts kam zur Geburtstagsfeier einer Freundin. Jessicas Brauch: Das Mitbringen von Selbstgemachtem. Ihre veganen Donuts war bei allen auf Anhieb der Star. Erst da fiel auf, dass vegane Donuts noch gar nicht angeboten werden.

„An diesem ersten Tag, als wir die Schlange draußen sahen, da wussten wir, dass es funktionieren wird”, sagt Bram. Der Niederländer ist Namensgeber der veganen Donutshopkette. Wie der ausgefallene Name selbst, war Jessicas und Brams Entscheidung, vegane Donuts bei Etsy und Facbook anzubieten, eher eine spontane. Sie brauchten einen Namen. Brams MSN Messenger Username „Brammibal”, aus der Zeit, als Bram Teenager war, klang sympathisch und irgendwie persönlich – fast rebellisch, eben nicht nach einer Kette. Der Name entsprach der Spontanität der beiden. Die Nachfrage nach den online angebotenen Donuts war sofort groß, die beiden backten zu Hause, boten die Donuts zur Abholung an.

„Wenn wir es jetzt nicht tun, werden es andere machen.”

Jessica arbeitete weiterhin als Krankenpfleger und backte zunächst die Donuts zu Hause. Bald mussten sie eine Gewerbeküche anmieten, um der Nachfrage gerecht zu werden und fingen an, auf Märkte zu gehen. Dort verkauften sie innerhalb weniger Stunden bis zu 700 Donuts. Die Nachfrage nahm nicht ab. Zum Sommerfest auf dem Berliner Alexanderplatz 2015 arbeitete Jessica tagsüber auf dem Markt, nachts als Krankenpfleger, Samstag und Sonntag, 48 Stunden durch. Dass das Doppelpensum nicht lange zu machen war, war ihnen klar. Jessica und Bram wollten den ersten Laden. „Wenn wir es jetzt nicht tun, werden es andere machen.”

Mittlerweile gibt es Brammibal’s Donuts drei Mal in Berlin und Nachahmer folgen in zahlreichen europäischen Städten. „Dass wir kopiert werden, ist gut, Teil unserer Mission”, lächelt Jessica. Sie wirkt frisch, auf gelassene Weise fröhlich. Jessica ist vegan, seit sie 15 ist und ist nach Berlin gezogen, als Bram und sie zum Paar wurden. Ihr Blick sagt, dass sie weiß, was sie will.

„Der Veganismus ist das höhere Ziel, das treibt uns an, dafür stehen wir morgens auf.” Für über 30 Mitarbeiter tragen die beiden mittlerweile Verantwortung. „Das, und dass wir beim Aufstehen wissen, dass wir bald einen warmen Donut und einen warmen Kaffee in der Hand halten, gibt uns die Kraft”. Jessica und Bram lachen.

Veganes Essen mit purer Freude zum Genuss näher bringen

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„Niemand möchte einen erhobenen Zeigefinger sehen. Wenn ich aber beim Kaffee im Nachhinein feststelle, dass gar keine Milch drin war, komme ich vielleicht eher auf den Gedanken, dass man als Veganer ja gar nicht nur Salat essen muss.”

Als Kaffeeliebhaber geht für die beiden Donut und Kaffee Hand in Hand. Ihre vegane Haltung stellen sie im Laden bewusst nicht plakativ dar, um nicht in einer Schublade zu landen. „ Das Wichtigste ist, dass es lecker ist. Dann lässt es sich hinterher über die Beweggründe reden. Niemand möchte einen erhobenen Zeigefinger sehen. Wenn man nicht weiß, dass alles vegan ist, lässt sich ein besserer Effekt erzielen.” Brammibal’s Donuts möchte veganes Essen mit purer Freude zum Genuss näher bringen. „Das geht leichter, wenn man erst hinterher feststellt, dass die Donuts und der Milchkaffee vegan sind, sonst gehen direkt Mauern hoch.” Viele denken beim Thema, sie müssten sich rechtfertigen. „Wenn ich aber beim Kaffee im Nachhinein feststelle, dass gar keine Milch drin war, komme ich vielleicht eher auf den Gedanken, dass man als Veganer ja gar nicht nur Salat essen muss.”

„Der Veganismus ist das höhere Ziel, das treibt uns an, dafür stehen wir morgens auf.”

 

 

 

“Was unsere Konditoren leisten, sollten wir nicht vergessen.”

Jessica hebt nicht ab, arbeitet immer wieder morgens mit. „Was unsere Konditoren leisten, sollten wir nicht vergessen. Es ist gut, den Bezug zu halten und immer wieder sehr früh aufzustehen, mitzuarbeiten. Viele junge Menschen wollen diese Arbeit nicht mehr machen”, sagt Jessica. Sie ist 26.

Brammibal’s Donuts ist attraktiv für junge Leute, die aus Überzeugung nur für ein veganes Unternehmen arbeiten möchten. Die Situation ist luxuriös: Es gibt sehr viele Bewerber, alle vegan. Während man in der Gastronomie von vielen schlecht bezahlten Jobs und deren Bedingungen hört, möchte Brammibal’s Donuts ein positives Beispiel bieten.

„Wir versuchen eine gute Arbeitssituation, insbesondere für Frauen, zu schaffen, hören zu, respektieren ihre Meinung. Das schafft eine gute Atmosphäre”

Jessica und Bram zahlen überdurchschnittlich, vor allem aber möchten sie ihren Mitarbeitern Wertschätzung entgegenbringen, möchten, dass diese happy sind. „Wir versuchen eine gute Arbeitssituation, insbesondere für Frauen, zu schaffen, hören zu, respektieren ihre Meinung. Das schafft eine gute Atmosphäre”, erzählt Bram.

Aus dem veganen Bewusstsein heraus spielt Nachhaltigkeit eine entsprechend große Rolle. Neben der Schonung von Umwelt und Tieren durch den Verzicht von tierischen Milchprodukten sind 70 % der Zutaten Bio, Teigreste werden stets aufgearbeitet, es wird ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen gelebt. Zutaten ohne Farbstoffe, Erdnussbutter ohne Palmöl, Ökostrom, kompostierbare Verpackungen – die beiden versuchen zu optimieren, wo es möglich ist. In Zusammenarbeit mit Populus Coffee landet vier mal so viel Geld pro Bohne bei den Bauern, als beim Fair Trade. Eine Brammibal’s Donut Besonderheit ist der Spenden-Donut: Beim Kauf eines, im Geschmack monatlich wechselnden Donuts, geht 1 EUR an eine ebenso monatlich wechselnde Charity Organisation. Trotz allem, die Menge an Verpackung ist hoch bei Donuts. Mehrweg kann hier langfristig eine gute Option sein.

Dass immer mehr handwerkliche Betriebe, wie ihres eines ist, eröffnen, finden Jessica und Bram sehr gut. Es gibt ihnen die Hoffnung, insgesamt eine höhere Wertschätzung für Lebensmittel und ihre Qualität zu erreichen. Zu oft hört man in Berlin noch „Das ist zu teuer”. Zu oft werden Lebensmittel unter ihrem Wert verkauft.

„Dass wir kopiert werden, ist gut, Teil unserer Mission””

Die beiden verstehen sich als ihre eigene Zielgruppe, und das gibt ihnen die Möglichkeit, genau einzuschätzen, was Menschen wie sie wirklich möchten. Dabei wollen sie sich nicht als Beispiel für gesunde Ernährung sehen. „Wir sind eher die Pommes-Veganer. Wir kommen noch aus einer Zeit, als es richtig schwer war, etwas Veganes zu kaufen.”

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„Zu oft hört man in Berlin noch „Das ist zu teuer”. Zu oft werden Lebensmittel unter ihrem Wert verkauft.”

Jessica und Bram sind ein gutes Beispiel dafür, dass eine Idee, die mit Überzeugung entstanden ist, einfach durchgezogen werden muss. Selbst wenn viele sagen, dass es niemals funktionieren wird. Das Rezept: Stets die große Bild sehen und locker bleiben. Denn auch wenn etwas scheitert, lernt man immer dazu. So haben die beiden zu Beginn eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Diese hat zwar nicht das erhoffte Geld zusammenbekommen – aber sehr viel Publicity gebracht und damit ihren Erfolg mitbegründet. Jetzt sind Jessica und Bram stolz, wohin sie ihr Glaube und harte Arbeit gebracht haben.

Die bunten Bilder, die in den Brammibal’s Cafes hängen zeigen farbenfrohe Charaktere. Menschen, die bunte Donuts essen, lächeln einen an. Sie wirken nahbar und authentisch – fast möchte man von einem gemeinsamen Zeitgeist sprechen, den man hier deutlich spürt. Ergebnis eines groß angelegten Photoshootings mit der trendy, Berliner Werbeagentur? Die Bilder sind so entstanden, wie Jessica und Bram drauf sind. Entspannt, bei einem kurzfristig organisierten Photoshooting mit Freunden, um Poster für das erste Opening zu produzieren. Vielleicht ist das ihr bestes Mittel, um allen Vorurteilen zu trotzen: ihre Spontanität.

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28.02.2019
von Balázs Tarsoly

 

Brammibal’s Donuts, Alte Potsdamer Str. 7, 10785 Berlin
www.brammibalsdonuts.de

Grünometer

BRAMMIBAL’S

8 / 10

100 % veganes Angebot

Verwendung überwiegend von Biozutaten (70 %)

Vermeidung von Lebensmittelverschwendung

Verwendung von Verpackungen aus kompostierbaren Rohstoffen

Kostenfreies, gefiltertes Leitungswasser für Gäste

Verwendung von Öko-Strom

Verwendung von fair gehandelten Produkten

Faire Arbeitsbedingungen; kontinuierliche Spenden-Aktionen via dem Brammibal’s Spenden-Donut
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